Gletschertour - hin und zurück, 6,0 km und 270 HM
Markierung: Steinmännchen und rotes "T"
Mehr Infos zur Tour am Ende des Berichts im Link.
13.08.2022
Heute geht es auf den Gletscher Nigardsbreen, eine Gletscherzunge des Jostedalsbreen, dem größten Festlandgletscher Europas. Der Name Nigardsbreen leitet sich von der Ortschaft Nigard ab, welche 1743 bei einem Gletschervorstoß vernichtet wurde.
Wir haben am Hafen der kleinen Stadt Leikanger übernachtet. Nach dem Frühstück und der Camperroutine geht es los. Wir folgen weiter der Reichsstraße 13, die uns am Sognefjord nach Sogndalfjora bringt. Dort biegen wir auf die Reichsstraße 55 ab und es geht wieder hinauf auf einen Hochebene. Unterwegs finden wir wieder eine Entsorgungsstation an einer Tankstelle. Im Ort Gaupne biegen wir auf die Reichsstraße 604 ab, eine 32 km lange Stichstraße zum Nigardsbreen. Je höher die Nummer der Straße, desto kleiner ist diese :-). Wir folgen dem Fluss Jostedola hinauf zum Gletscher. Von Leikanger bis zum Gletscher sind es 88 km und knapp 2 Stunden Fahrt. Unterwegs kommen wir an einem Wanderparkplatz vorbei und sehen eine Hängebrücke über den Fluss Jostedola. Wir machen einen Stopp und erkunden die Umgebung. Ein toller Pfad führt uns zur Hängebrücke, die aber nicht mehr in Betrieb ist. Da gehen wir auf keinen Fall drüber :-). Dann folgen wir wieder der Reichsstraße 604 immer bergauf. Die Straße wird immer schmaler und das Ausweichen ist immer eine kleine Herausforderung. Macht aber trotzdem richtig Spaß.
Nach 32 km auf der kleinen Reichsstraße 604 erreichen wir das Visitor Center vom Nigardsbreen beim kleinen Ort Gjorde. Auch von hier kann man die Wanderung starten, wir nehmen aber die kleine Mautstraße (ca. 8 EUR) zum Parkplatz direkt beim Gletscher. Eine 4 km lange Singleroad führt uns dorthin und wir haben schon die ersten schönen Blicke auf die Gletscherzunge. Am Parkplatz angekommen, die erste Hürde :-). Wo parken, es ist alles schon recht voll und vor allem richtig eng für unseren CamperVan. Wir warten ein paar Minuten und bekommen einen guten Parkplatz direkt am Gletschersee. Der Parkplatz ist so nahe am See, dass ich beim Rucksäcke rausholen aus dem Keller fast runter ins Wasser falle. Aber alles gut gegangen und gerade noch festhalten können :-). Der Wanderweg ist gut markiert, ein rotes "T" und Steinmänchen weisen uns den Weg. Nicht vergessen: Eine warme Jacke und eine Mütze mitnehmen, denn dort oben pfeift der kalte Wind so richtig.
Direkt am Parkplatz gibt es auch eine Bootsanlegestelle. Mit dem Boot kann man die ersten 900 Meter bis zum Gletscher abkürzen. Wir folgen aber dem Pfad, der über Treppen, Steine, Wurzeln im stetigen auf und ab entlang des Sees führt. Die Gletscherzunge kommt immer näher. Es ist auch richtig was los auf dem Weg, aber alles im grünen Bereich. Das macht richtig Spaß. Einige Abschnitte sind auch mit Seilen gesichert, so kann man sich den Berg raufziehen, bzw. am Rückweg nach unten festhalten.
Mal über blanke Felsen, dann wieder auf steinigen Pfaden am Gletschersee entlang führt uns die Markierung immer weiter. Das macht richtig Spaß. Ein wenig kraxeln muss man schon, aber alles ist super gesichert und ausgebaut, damit die "Schäfchen" alle gut am Gletscher ankommen :-). Nach knapp einen Kilometer erreichen wir den zweiten Bootssteg.
Nach dem Bootssteg und dem Ende des Gletschersees wird der Weg steiniger. Es geht nun über mehrere große Felsen, immer in Richtung des Gletschers, den wir nun immer besser sehen können. Überall sind Markierungen aus Metall aufgestellt, so dass man einfach von einer zu nächsten wandert. Einen Weg selber kann man im Geröll und auf den Felsen nur schwer erkennen. Macht weiterhin tierisch Spaß :-).
Am Ende des Gletschersees wird es nun steiler und steiniger. Vor einigen Jahren war hier noch das Ende der Tour, denn hier war der Gletscher. Das ist so ca.20 Jahre. Wir klettern durch das Geröll und über die hohen Felsen und erreichen eine Brücke, die über den Gletscherfluss führt. Der Gletscher ist noch einige hundert Meter entfernt. 2010 war genau hier noch der Gletscher. Wahnsinn, wie schnell der schmilzt. Man merkt dies auch an den reißenden Fluten des Flusses, der mit Eisschollen unter der Brücke in die Tiefe stürzt.
Jetzt müssen wir aber wieder unsere Jacken anziehen. Ein eiskalter Wind fällt vom Gletscher herunter. Ohne Jacke, möchte ich da heute nicht weitergehen...
Nun sind es nur noch ein paar hundert Meter auf Geröll und blankem Felsen hinauf zum Ende des Nigardsbreen.
Wir haben das Ende, bzw. den Anfang der Gletscherzunge des Nigardsbreen erreicht. Alles was man bis hinauf auf den Berg sieht, sind ca. 10 % des Nigardsbreen Gletschers, der wieder nur ein kleiner Teil des Jostedalsbreen Gletscher ist. Der größte Festlandgletscher Europas. Wir können bis auf ein paar Meter zum Gletscher gehen. Theoretisch dürften wir sogar am Gletscher rumturnen... In Norwegen gibt es das Jedermannsrecht und das schließ auch den Gletscher ein. Wir machen das natürlich nicht und bleiben hinter den Absperrungen. Im Netz haben wir davon gelesen, dass immer wieder tödliche Unfälle passieren, aufgrund Unvernunft der Touristen. Ein deutscher "Aufpasser" erzählt uns ein wenig was über den Gletscher und den aktuellen Rückgang, die Messungen, die stattfinden und vieles mehr. Wir beobachten auch eine Menge "Influencer", die sich aus ihren dicken Jacken quälen, um "luftige" Fotos für ihr Profil zu machen. Crazy. Aber jeder wie er will. Wir stehen mit Mütze und Jacke da und genießen die Blicke auf den Gletscher. Genuss aber mit Wehmut, denn der Gletscher schmilzt unaufhörlich. Einige große Eisbrocken sind auch in den letzten Tagen wir herabgefallen :-(. Der Gletscher schimmert in einem tollen Blau, darunter schießt das Eiswasser heraus und ein eiskalter Wind pfeift vom Berg herab. Nach einer halben Stunde geht es wieder zurück.
Auf dem gleichen Weg machen wir uns wieder auf den Rückweg. Es geht wieder hinab zur Brücke, wo wir den Gletscherfluss queren und dann über die glatten Felsen hinab zum Gletschersee. Dieses Mal aus einer anderen Perspektive. Anstatt dem Gletscher sehen wir auf das Tal hinab.
Wir haben nun die Qual der Wahl, die letzten 900 Meter zu Fuß zurück zum Parkplatz oder ganz "dekadent" mit dem Boot. Wir nehmen das Boot. Nach ein paar Minuten kommt auch schon das Shuttleboot. Klappe auf, wir rein, Klappe zu und los geht es. Die Fahrt dauert fünf Minuten und kostet für uns beide 8 EUR. Von hier haben wir wieder eine ganz andere Sicht auf das Tal und hinauf zum Gletscher. Die kleine Bootsfahrt hat sich rentiert. Wir waren auch die einzigen Mitfahrer, der große Pulk an Menschen ist schon wieder verschwunden.
Um 16.30 Uhr erreichen wir wieder den Wanderparkplatz unterhalb vom Nigardsbreen. Wir waren 3 1/2 Stunden unterwegs, inkl. sehr vielen Fotopausen. Nigardsbreen ist eine absolute
Empfehlung!!!
Wir machen uns noch einen Kaffee und Tee und dann geht es über die Mautstraße wieder zum Visitor Center und dann auf der Reichsstraße 604 wieder die Stichstraße zurück nach Gaupne. Dort biegen
wir auf die Reichsstraße 55 ab und folgen dem Lustrafjord, einem Teil des riesigen Songeford bis nach Skjolden. Insgesamt waren wir heute 150 km unterwegs - reine Fahrtzeit ca. 4 Stunden. An den
Fjorden ist es immer schwierig einen Stellplatz zu finden. Auf der einen Seite der Fjord und auf der anderen Seite die steilen Berghänge. Deshalb parken wir außerhalb vom Skjolden direkt am
Songefjord. Wir zahlen für den Parkplatz EUR 15, müssen dazu aber knapp 500 Meter in den Ort laufen und im Kiosk das Geld "abdrücken" :-).
Es ist jetzt 18 Uhr und wir werfen den Grill an. Es gibt Steaks, direkt am Songefjord. Unsere Nachbarn mit TOP Anglerausrüstung gehen an uns vorbei und suchen sich den perfekten Angelplatz. Nach einer guten Stunde kommen sie wieder zurück und hatten keinen Fisch für sich und auch uns dabei. Nur ein paar Minuten später kam ein Wohnmobil mit einer französischen Familie an. Der Sohn der Familie, ich denke mal, der war sieben Jahr alt, hat fast direkt aus dem Camper seine Kinderangel ins Wasser geworfen und nur ein paar Minuten später hing ein kapitaler Fisch dran, der locker für die ganze Familie reichte. Tja, so geht es auch :-). Wir trinken noch ein Radler am Wasser und dann geht es zurück in den Bus und um 23 Uhr war Nachtruhe angesagt.
Morgen geht es weiter in den Nationalpark Jotunheimen.
Hier findet ihr eine ähnliche Tour zum Nigardsbreen. Mittlerweile führt der Weg aber leider um einiges weiter hinauf zum Gletscher. 6,0 km hin und zurück.
Mein beiden Wanderführer:
"Die 20 schönsten Touren zwischen Straubing und Sankt Englmar" und "Die schönsten 20 Touren zwischen Straubing und Waldmünchen" sind erschienen. Erhältlich
im Handel .
Viel Spaß dabei!
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